Lange war es jetzt ruhig um uns. Eine prall gefüllte Wintersaison, viel Arbeit am und ums neue Haus, eine Operation an Christians Hand und eine ausladende Gartenparty später sitze ich nun an meinem neuen Arbeitsplatz im neuen Büro mit einem Wahnsinnsausblick aufs Rofan. Doch die Zeit drängt, die Sommersaison steht vor der Tür. Eine Firmenveranstaltung, die OutDoor in Friedrichshafen, Kletterkurs in Arco, Hochtourenwoche in der Monte Rosa und das erste Mal auf den Mont Blanc – ein strammes Programm für 10 Tage. Viel Organisation, viele Kisten, nichts vergessen und dabei noch fit und ausgeruht bleiben. Ich kümmere mich natürlich – und natürlich gerne – fürs leibliche Wohl für unterwegs bzw. für die Touren.

Was soll man essen, was nicht viel wiegt, gut schmeckt, Energie liefert, aber nicht belastet, nicht zerfließt oder kaputt geht? Der Klassiker: Studentenfutter. Abgepacktes enthält eigentlich immer irgendwas, was man nicht mag. Haselnüsse zum Beispiel oder Cranberries mit Zucker oder einfach zu viele Rosinen. Ich habe eine große Dose, wo ich mein eigenes Studentenfutter anmische und dann in kleine Tütchen verpacke, die halten in der Rucksackklappe einiges aus und reichen für ca. zwei Tage. Es kommen in die Dose: Cashews natur, salzige und geröstete Cashews, Walnüsse, Paranüsse, Bananenchips, Ingwerstücke, gerne getrocknetet Physalis, die sind so schön sauer aber schwer zu kriegen, ein extra Löffelchen Salz und für lange Etappen wie auf der Haute Route getrocknete Bananen (die sehen seltsam aus, sind aber tausendmal besser als ein, wäh, künstliches Gel o.ä.). Je eine ganze Tüte in die Dose, einmal umrühren, verpacken, ready to go!

Dann gibt es natürlich für den ersten Tag (d.h. meistens in der Nacht losfahren) eine liebevoll geschmierte Brotzeit mit selbstgebackenem Brot, das Rezept gibt es hier zum Nachlesen. Das klappt inzwischen auch ganz hervorragend mit selbstgezogenem Sauerteig und im Gärkörbchen. 🙂

Müsli- bzw. Energieriegel gehören natürlich auch mit ins Gepäck. Nur im Lauf der Jahre fällt es mir immer schwerer, Energieriegel im Laden zu kaufen. Von Glukose-Fruktose-Sirup, Süßmolkenpulver, Aromen, Zucker, Schokoüberzug (besonders apart nach einem Tag in der Deckelklappe), künstlichen Süßstoffen oder anderen Zaubertricks der Lebensmittellabore ist da so ziemlich alles drin, was mir suspekt oder schlichtweg ungesund ist. Ja, es gibt auch gute und wohlschmeckende Energieriegel und Flapjacks ohne Tier und alles bio, die kosten allerdings mindestens 2,50 Euro und bei 2 Riegeln pro Tag und bei ca. 200 Tourentagen pro Jahr (für uns beide) ist das finanziell gesehen schon fast ein Jahresurlaub…

Also? Selbst machen! Ich habe schon einiges ausprobiert. Von roh-veganen Kugeln, Eiweißriegel mit Reisprotein, Quinoa-Riegeln mit allerlei Superfoods, über gebackene Kakao-Bröselhaufen war schon alles dabei. Die meisten sind sehr sehr lecker, leider nur bedingt haltbar oder eignen sich nur zum Essen aus der Schüssel. Daher bin ich dazu übergegangen, Energieriegel auf Dattelbasis zu machen und sie zusätzlich zu backen. So halten sie ca. drei Wochen im Kühlschrank oder eine Woche im warmen Auto, älter sind sie zumindest bei uns noch nie geworden. Die Riegel liefern viele hochwertige Kohlenhydrate und pflanzliche Eiweiße, gesunde Fette und viele Ballaststoffe. Sie machen satt ohne den Magen zu belasten und halten lange vor.
Die Basis kann man natürlich nach eigenem Gusto erweitern, verfeinern oder abwandeln. Hier nun endlich mein Rezept für

Bergsteiger-Riegel (vegan, ohne zugesetzten Zucker)
200g Nüsse (Mandeln und Cashews)
200g Haferflocken
200g Datteln ohne Stein
100g Kokosöl
2 reife Bananen
2 EL Hafer- oder Cashewdrink (übrigens meine Entdeckung für den perfekten Cappuccino ohne Milch!)
Gewürze: Zimt, Kardamom, Nelken, Orangenschale, Vanillepulver
2 EL geschälte Hanfsamen
2 EL Kokosflocken

Die Zubereitung ist denkbar einfach und nimmt keine 10 Minuten in Anspruch:
Die Datteln mit dem Pflanzendrink und den Bananen pürieren. Das geht am besten in einem leistungsfähigen Mixer, aber ein Pürierstab oder elektrischer Zerkleinerer tut’s auch. Den Rest untermischen. Wenn es bröselig sein sollte, noch ein bisschen Flüssigkeit oder eine Banane dazu. Auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backbleck 1 cm dick aufstreichen und bei 130°–150° 30–50 Minuten backen.
Die Platte darf nicht zu braun werden (sollte angenehm duften), sonst bröseln die Energieriegel auseinander, aber auch nicht zu weich, da sie sonst kleben wie blöd. Hier ist ein bisschen Fingerspitzengefühl gefragt. Am besten ist es, wenn der Teig auf Fingerdruck noch leicht nachgibt und goldbraun ist.

Unbedingt ganz auskühlen lassen! Dann mit einem scharfen Messer in Quadrate schneiden, dieses Format ist relativ unempfindlich. Der einzige Haken ist… die Dinger schmecken so gut, dass man unbedingt aufpassen muss, nicht gleich alle noch in der Küche zu verknuspern. Lieber gleich ein paar einpacken für die Tour oder am besten gleich doppelte Menge machen.
Und dann… schnell raus! Auf den Berg! Guten Appetit. 🙂