Wer mich ein bisschen kennt, der weiß: schon immer schreibe ich auf Reisen Tagebuch. Jeden Tag. Eine ganze Seite.
So natürlich auch seit dem Start unserer Weltreise auf Etappen im Jahr 2019.

Fast jeden Tag. In Mexiko entstanden ein paar Lücken. Mexiko war unsere „Ersatzreise“ 2020. Unser Shaka stand, liebevoll gepflegt und gehegt, unterm eigens gebauten Carport von Abdullah, einem Freund in Muscat. Doch die Distanz war nicht zu überwinden. Grenzen zum Oman dicht, keine Flüge, keine Visa. Eine Etappe auslassen? Unsere hart erkämpfte Quality Time im heimischen Wahnsinn verstreichen lassen? Keine Option. So überließen wir unseren Shaka seinem Schicksal und flohen kurzerhand und ohne jegliche Reisebeschränkungen nach Mexiko.(Lies hier unseren positiven Rückblick auf dieses schwierige Jahr)

Unser Budget reichte für einen alten T2-Bulli mit original Westfalia-Ausbau im karibischen Tulum (haben wir hier gebucht!) Was sehr cool war. Bis uns der dritte Hurrikan mit Sturm und Dauerregen in die Wüste nach Baja California verscheuchte. Dort langte es dann für den kleinsten und billigsten Mietwagen (unser leidgeprüfter „Bert“), ein Zelt und eine Picknickdecke vom Decathlon. Auf Tisch und Stühle verzichteten wir. So war mir das Schreiben, am Boden mit ächzenden Bandscheiben hockend, oft zu unbequem. Tja… ich ärgere mich heute noch, dass ich dort so wenig Tagebuch geschrieben habe.

Vier Jahre – das macht rund 450 Einträge

Trotzdem kommt in vier Jahren einiges zusammen. Das Tagebuch hat uns schon oft geholfen, Strecken, schöne Orte und Plätze nachzuvollziehen, die man sonst einfach vergisst. Vor allem hilft es, die vielen lustigen, skurrilen und abenteuerlichen Geschichten, die kleinen Details und Randnotizen wieder lebendig zu machen, die sonst in der Fülle und Dichte einer Reise drohen unterzugehen.

Das Tagebuch und ich an der Garden Route, Südafrika.

So sitze ich Tag für Tag, meist nach dem Frühstück, über meinem Tagebuch und schreibe. Manchmal muss ich auch Lücken schließen. Die entstehen zum Beispiel, wenn wir uns direkt nach dem Aufstehen mit einem Kaffee-to-drive auf die Socken machen. Oder es zu heiß ist oder ich einfach nur zu faul. Oder weil ich angestrengt schauen muss, meine Aufträge abzuarbeiten und Deadlines einzuhalten.

Das Hirn an der Grenze

Dann komme ich schon wieder ins Schlingern. Unsere Tage sind oft sehr vollgepackt mit Eindrücken. Für mich als sensiblen Menschen ist das auch oft sehr anstrengend. Mein Hirn saugt einfach alles auf, ob ich will oder nicht. Alle Farben, Formen, Gerüche und viel zu viele Details landen in meinem gedanklichen Körbchen. Dazu kommen noch allerlei technische Informationen und Details von meinem mitteilsamen Mann über unseren LandCruiser Shaka. Elektrik, Solarkram, Reifendruck, allgemeine Wartung oder über gefühlt jede noch so alte Schrottkarre, die ihm ins Auge sticht. Marke, Baujahr, Modellreihe, Motor, egal, er weiß es. Alles. Er ist einfach ein Phänomen. Aber für mein Hirn ist es eine zusätzliche Belastung, das mit technischen Informationen einfach nicht so gut klarkommt. Da fällt schon mal der Name des Ortes mit dem netten Café, der Name der schönen Bucht oder des spektakulären Berges hinten runter.

So sehen die Seiten teilweise auch aus. Wild. Gekritzel. Oft reicht der Platz nicht aus. Dann mäandert die Schrift immer kleiner werdend an den Rand. Es wird durchgestrichen, drüber geschrieben und Sternchen mit Zusatzinfos dazwischen gequetscht. Manchmal kann ich es selbst kaum lesen.

Jede Seite erzählt eine Geschichte

Doch jede Seite erzählt eine Geschichte. Manchmal ist es nur ein kurzer Bericht über unsere Strecke, den Übernachtungsplatz oder was besonders gut geschmeckt hat. Meistens aber sind es witzige Geschichten aus unserem Reisealltag (was das bedeutet? Lies es hier nach!), garniert mit mehr oder weniger pikanten oder absurden Details. Und wir lachen uns heute noch drüber schlapp. Jetzt bin ich gerade dabei, meine sechs Bücher (das schönste ist definitiv vom Reise Know-how Verlag!) und Hefte zu sichten. In vier Jahren à vier Monaten und à 30 Tagen kommen doch ca. 450 Geschichten zusammen. Einige werde ich mit euch teilen. Ohne Zusammenhang, ohne Zeitleiste. Einfach so.