Wer hätte gedacht, dass das Alpine Museum für unsere Heimat Steinberg am Rofan Werbung macht? So entdeckte ich auf dem Freigelände des Museums alte, blecherne Wegweiser des Alpenvereins – eins weist den Weg auf unseren Hausberg, den Unnütz, ein anderes den Weg nach Steinberg. Ein solches Schild hab ich diesen Sommer noch „im Einsatz“ gesehen, und zwar zwischen Schönleiten- und Blaubergalm am Grenzkamm zwischen Bayern und Tirol.
Nicht nur der schönen Schilder wegen ist das Alpine Museum einen Besuch wert. Allein die „Ur-Hölle“, die alte Höllentalangerhütte ist sehenswert. Wenn man, so wie ich, nicht widerstehen kann, sich im Lager im Obergeschoss auf die wunderbar kratzige Wolldecke zu legen und das Ohr auf das rotkarierte Kopfkissen sinken zu lassen, erlebt man eine Überraschung. Die Kissen erzählen allerlei interessante Geschichten! Auch die historische Einrichtung und viele alte Gebrauchsgegenstände in der Hütte schaffen eine schöne und urige Atmosphäre. Im Garten steht außerdem noch das „Grathütterl“, die alte Biwakschachtel vom Jubiläumsgrat – nun ja, der Charme hält sich biwakschachtelmäßig natürlich in Grenzen, aber „liaba erstunken als erfroren“ denke ich mir, und schließe schnell die Tür.
Das Museum auf der Praterinsel in München wurde 1911 eröffnet und bildet seitdem die „Eroberung“ und Nutzung der Berge durch Wissenschaftler, Touristen und Sportler ab. Außerdem beherbergt es heute auch das Café „Isarlust“. Hier kann man Kuchen vom Kult-Café Ruffini erliegen oder mit einer deftigen Brotzeit schlemmen wie auf der Alm. Sehr zu meiner Freude, leider tageszeitlich etwas unpassend, gibt es im Museumscafè Isarlust auch Bier – als ehemalige Giasingerin darf ich das sagen – von Münchens bester Brauerei, dem Giesinger Bräu.
Die Brüder Schlagintweit im Alpinen Museum
Kleiner Exkurs: Besonders erwähnenswert ist die Sammlung Schlagintweit. Die Münchner Forscher Hermann, Adolph und Robert Schlagintweit untersuchten als eine der ersten Wissenschaftler systematisch den Himalaya und das Karakorum. Beeinflusst von Alexander von Humboldt (1769-1859) führten die Brüder genaueste Untersuchungen in verschiedensten Disziplinen durch. 1842 unternahmen Hermann und Adolph die erste Bergwanderung in den Alpen. Hermann gab sein Medizinstudium auf und wurde Geograf. Seit 1847 veröffentlichte er geologische, glaziologische und botanische Untersuchungen der Alpenregionen.
1850 gaben er und Adolph die Ergebnisse ihrer Alpenforschungen in dem ersten gemeinsamen Werk Untersuchungen über die physicalische Geographie der Alpen in Beziehungen zu den Phänomen der Gletscher, zur Geologie, Meteorologie und Pflanzengeographie (Leipzig 1850) heraus. Es folgten 1854 die Neue[n] Untersuchungen über die physikalische Geographie und die Geologie der Alpen (Hermann, Adolph und Robert Schlagintweit; Leipzig 1854).
Die Reise nach Indien
Alexander von Humboldt wurde auf die beiden Brüder aufmerksam und förderte sie. Auf seine Anregung hin und unternahmen die Brüder zusammen mit dem jüngeren Robert von 1854 bis 1857 eine dreijährige Forschungsreise durch Indien und Hochasien.
Nach Fürsprache von Alexander von Humboldt und mit finanzieller Unterstützung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. beauftragte die britische East India Company die drei Brüder mit erdmagnetischen Messungen für ein umfassenden Kartierungsprojekt in den asiatischen Teilen des britischen Empires. Darüber hinaus waren sie frei, weitere Forschungen zu betreiben.
Am 20. September 1854 brachen die Brüder zu ihrer Expedition auf, auf der sie über 29.000 Kilometer zurücklegten. Neben den erdmagnetischen Messungen führten sie Untersuchungen unter anderem in der Glaziologie, der Geografie, der Mineralogie, der Anthropologie und Klimaforschung durch. Dafür betraten und vermaßen sie viele Regionen als erste Europäer. Bei dem Versuch, den Berg Kamet zu besteigen, erstellten sie mit 6.785 überwundenen Höhenmetern einen neuen Höhenrekord auf. Das schlechte Wetter machte jedoch eine Gipfelbesteigung unmöglich.
Während der Reise wurde Adolph, den aufständische Rebellen für einen chinesischen Spion hielten, am 26. August 1857 enthauptet.
Als Hermann und Robert Schlagintweit im Sommer 1857 nach Europa zurückkehrten, kamen sie mit atemberaubenden Daten und Sammlungen zurück. 750 Aquarelle, zahllose Skizzen und schriftliche Aufzeichnungen hielten ihre Eindrücke und Untersuchungsergebnisse fest. Hinzu kamen einige wenige Fotografien, Gesteinsproben, ein Herbarium, Baumdurchschnitte, Sämereien, zoologische Präparate, Menschenskelette, Gipsabgüsse und ethnografische Alltags- und Kulturgegenstände.
Im Anschluss an die Expedition widmete sich insbesondere Hermann Schlagintweit Zeit seines Lebens der Auswertung dieser Expedition.
2006 vermachte Dr. Stefan Schlagintweit, Bad Wiessee, großherzig seine umfangreiche Sammlung von über zweihundert Aquarellen, Zeichnungen, Lithografien und Publikationen der Indienreise seiner Vorfahren, sowie biografische Dokumente der Wissenschaftler und eigene Forschungsmanuskripte dem Alpinen Museum.
Aus konservatorischen Gründen können (leider) die Werke jedoch nur zeitweise ausgestellt werden. (Quelle: www.alpenverein.de)
Infos zum Alpinen Museum
Die Website des Alpinen Museums informiert über Öffnungszeiten, Führungen, Symposien, Vorträge, Bibliothek und Archiv und die jährlich wechselnden Ausstellungen.
Noch bis zum 17.3.2019 läuft die Sonderausstellung „Gerade wild. Alpenflüsse“.
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